100% Natur
Die Streuobstwiese
Oft mache ich mir Gedanken, wie ich Genuss und Nachhaltigkeit besser verbinden kann. Auf Genuss und Freude im Leben will ich nicht verzichten, die Erde in einem guten Zustand für unsere Kinder zu erhalten, ist noch wichtiger. Meine Erkenntnis: wir müssen alle etwas dazu beitragen, die Natur zu erhalten. In der Sanierung, Aufforstung und Pflege meiner Streuobstwiesen mache ich einen wichtigen Anfang.
Die Streuobstwiese ist nicht nur ein Biotop, sie ist eine Vielfalt an Strukturen, bietet rund 5.000 Tieren und Pflanzen Lebensraum und ist damit ein Inbegriff für Artenvielfalt. Klassischerweise handelt es sich um eine Kombination aus verstreut stehenden Bäumen und Grasland. Hier bieten Holz und Totholz, Blätter, Flechten an den Stämmen, Blüten und Früchte eine Fülle ökologischer Nischen, die man im intensiv bewirtschafteten Erwerbsobstbau oft nicht findet. Neben dem sich bietenden Lebensraum für Wirbeltiere, Vögel, Fledermäuse und Insekten, beeinflusst die Streuobstwiese auch das Kleinklima: Die breiten Baumkronen beschatten den Boden, minimieren damit auch die Bodentemperatur und schaffen so unterschiedlich Vegetation am Boden, zudem dienen sie als Wind- und Erosionsschutz. Oft findet sich eine Vielzahl an bunt blühenden Pflanzenarten auf Streuobstwiesen, die durch Beweidung oder zwei- bis dreimalige Mahd pro Jahr erhalten werden kann. Dazu kommt die Vielzahl an unterschiedlichen Obstgehölzen und Nüssen, denn je vielfältiger die Pflanzenkultur, desto stabiler ist sie gegen Einflüsse/Schädlinge von außen im Vergleich zu Monokulturen.
Momentan pflegen wir rund 2 Hektar Streuobstwiesen. Dabei haben wir einen Schwerpunkt auf die Sanierung und Wiederbepflanzung der oft veralteten und ungepflegten Bestände gelegt. Viele der Bäume sind entweder über 50 Jahre alt und wurden nicht gepflegt oder wurden als Ausgleichsmaßnahme für Baumaßnahmen angelegt und nach der Pflanzung vernachlässigt.
Um den Streuobstwiesen Ihrem vollen ökologischem- und landschaftsgestaltendem Potential zur Entfaltung zu verhelfen, ist Folgendes passiert: Schnitt und Sanierung der Baumbestände, Neupflanzung historischer Kernobst- und Mostsorten, Verzicht auf Pflanzenschutz und Extensivierung der Mahd.
Der Erhalt von Streuobstwiesen und deren Pflege ist natürlich ein Hauptschritt. Gleichzeitig schaffe ich bewussten Erhalt von „unordentlichen“ Ecken, Hecken und Totholzstrukturen um Insekten und Wirbeltüren Lebensraum zu schenken.
Zur Vermeidung von Schadbefall haben wir Brutkästen für Singvögel aufgehängt oder regulieren mit Leimringen und ähnlichem den Druck druch Schädlinge.
Regionales Saatgut von einheimischen Pflanzen habe ich im Herbst 2021 selber gesammelt und hoffe damit die Biodiversität auf den Streuobstwiesen erhöhen zu können.
Seit 2022 halten wir eine Mini-Herde Schafe als Rasenmäher.
Kulturhistorisch entstanden sind Streuobstwiesen aus anderen Gründen: als Zweinutzungsform für landwirtschaftliche Flächen, die für eine ackerbauliche Nutzung nicht in Frage kamen, zum Beispiel Talsenken, Hänge oder Hügelkuppen. Man kombinierte gezielt Weideflächen mit Obsthochstämmen, um den Nutzwert der Flächen zu steigern.
Heutzutage sieht das leider anders aus. Soll der Erhalt der Wiesen aus den davon erzeugten Produkten finanziert werden, bedarf es Formen einer höheren Wertschöpfung, zum Beispiel über Veredelung (CIDER!). Ein reiner Verkauf des Mostobstes an Saftereien würde in der Regel nicht einmal die Kosten der Ernte decken…